Christian Gryphius                 Betrachtung der Welt bey der Krippe Christi

1649 – 1706

Weg Tand! weg Eitelkeit! weg Schätze dieser Welt,

Weg, was den müden Geist mit Sorg’ und Angst beschweret,

Und ein gekräncktes Hertz durch lange Qvaal verzehret.

Weg Hochmutt! dessen Glantz im Augenblick verfällt.

 

Weg Ehre! die nur Müh und Unlust in sich hält.

Weg Freuden! die ihr mir des Himmels Freuden wehret,

Und in der geilen Schoos unreine Nattern nähret,

Mir ist ein besser Glück und hoher Trost bestellt.

 

Mein Jesus, den ihr hier hört in der Krippe weinen,

Wil der bedrängten schaar mit Hülf’ und Rath erscheinen.

Mein Jesus machet mich von allem Kummer los,

 

Und tröstet mich, ob gleich die Schmertzen noch so gros.

O allerschönstes Kind, in deiner Wiege liegen

Lust, Ehre, Leben, Trost und ewiges Vergnügen.

 

 

 

Christian Gryphius                 Auf einen angenehmen Hund

1649 – 1706

Galantel, welch ein Glück! hat seine Frau erfreuet,

Galantel, welchem sich kein Sirius vergleicht,

Galantel, der den Preiß der Trefflichkeit erreicht,

Galantel, dem die Gunst der Sternen viel verleihet,

 

Galantel, den man izt mit Majoran bestreuet,

Galantel, der den Schwantz oft an den Teppich streicht,

Galantel, welcher nicht dem grösten Mopsus weicht,

Galantel, dessen Zahn ein geiler Buhler scheuet.

 

Wo, Phöbe, werther Hund, die Augen auf dir hat,

So kräncket deinen Fuß kein schnelles Wagen-Rad,

Doch hüte dich vor dem, den wir den Pluto heissen:

 

Du kommst, so schön du bist, den Katzen ziemlich bey,

Drumb möchte dermaleinst dich in der Raserey

Der Cerberus sein Hund statt einer Katz’ erbeissen.

 

 

 

 

 

Christian Gryphius                 Auf einen Tyrannen

1649 – 1706

Der Himmel dräuet dir, du toller Wütterich,

Bey dem Gewalt und List den Scepter unterstützet.

Er zeigt, ich seh’ es schon, ein flammend Schwerdt vor dich,

Das über deinem Haupt als ein Comete blitzet.

 

Was tobst du, o Tyrann? Dein Rasen hält nicht Stich;

Dein Rasen, das so Wein als Frauen-Lieb erhitzet.

Bedencke, was du thust: Der Ausgang nahet sich,

Und ein Sennacherib fleucht, wenn der Höchste schützet;

 

Jch seh, wie Gottes Zorn zu ernster Rach erwacht,

Wie CHristus, den du offt als einen Fabel-Götzen,

Du andrer Belsazer, im Nacht-Panquet verlacht,

 

Dich dermaleinst im Ernst scharff wird zur Rede setzen.

Es heißt: Wer wie ein Fuchs die Klauen kan verstecken,

Doch bald den Leuen zeigt, soll wie ein Hund verrecken.